Donnerstag 20. Mai 2021, gesendet an Herrn Stefan Scheckinger, Staatliches Bauamt Weilheim
 
Sehr geehrter Herr Ltd. Baudirektor Scheckinger,
die anhaltende Zerstörung von Lebensräumen, u. a. für Insekten, und der massive Verlust an Biodiversität veranlasst mich, Ihnen zu schreiben.
Trotz einer umfassenden Gesetzgebung und dem Erlass von Verordnungen im Freistaat Bayern sowie sogar eines Beschlusses des Kreistages von Weilheim-Schongau im Dezember 2019, musste ich an den Staatsstrassen in unserer Region im Mai und folgenden Monaten 2020 feststellen, dass schwere LKW des Straßenbauamt Weilheim mit speziellen Maschinen ausgerüstet, das Gras neben den Straßenbanketten sowie auf den Flächen daneben, oftmals bis tief in die Natur, radikal abgemäht hatten. Gesetzgebung, Verordnungen und Gremienbeschlüsse fordern, dass die Flächen auch im Randbereich von Straßen und Wegen zum Schutz von Insekten geschont werden sollen, da diese schutzwürdig und lebensnotwendig für unser aller Leben und Wohlbefinden sind. Aus vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, gerade wieder in dieser Jahreszeit, erfahre ich, dass dies ein allgemeines Anliegen ist.
Selbstverständlich ist es richtig und notwendig, dass auf den üblicherweise schmalen Intensivflächen neben den Straßenbanketten gemäht werden muss, um Verkehrsschilder, –Zeichen sowie manchmal auch Einsichtsschneisen nicht zu verdecken. Dort könnte man das selten höhere Gras aber auch durchaus individuell beseitigen. Interessant ist, dass man auf Fachebene zuständiger Dienststellen sehr großes Verständnis für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger findet und dass das radikale Abmähen von Flächen des Straßenbegleitgrüns nichts mit Verkehrssicherheit zu tun hat.

So möchte ich an Sie und alle Verantwortlichen für solche radikalen Abmähmassnahmen appellieren, in diesem Frühjahr und Sommer sehr große Rücksicht auf den einvernehmlichen Willen von Bürgerinnen und Bürgern und deren politische Vertretungen in Bezug auf die Belange der Natur zu nehmen.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir kurzfristig mitteilen könnten, wie Sie diesbezüglich in diesem Jahr vorzugehen planen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Breil
 
Einen Beitrag zu diesem Thema finden Sie auch im Kreisboten.

Update vom 30.05.2021

Erneutes Schreiben auf die Rückmeldung des Staatlichen Bauamts am Sonntag 30. Mai 2021, gesendet an Herrn Stefan Scheckinger
 
Sehr geehrter Herr Ltd. Baudirektor Scheckinger,
vielen Dank für die Beantwortung meines Schreibens vom 21. 5. 2021 und die angehängte Broschüre von Frau  Staatsministerin Schreyer. Leider werden aus der Sicht vieler um die Artenvielfalt und den Schutz der Insekten besorgten Bürgerinnen und Bürger die Umsetzung von Maßnahmen nicht zügig genug durchgeführt.
Beispiel 1: Sie teilen mir mit, dass Sie ab dem kommenden Jahr neue Pflegemaßnahmen außerhalb des straßennahen sogen. Intensivbereiches umzusetzen beabsichtigen. Warum geschieht das nicht bereits in diesem Jahr, denn die Flächen zu identifizieren dürfte für Ihr Haus ja kein Problem sein, insbesondere weil Sie ja auch darauf hinweisen, dass schon eine Vielzahl von Flächen ermittelt wurden.
Beispiel 2: Flächen die nicht als ökologische Auswahlflächen geeignet sind, aber außerhalb des Intensivbereichs liegen,  sollen weiterhin gemulcht werden.
Warum soll das geschehen, da nach Ansicht von Experten dadurch die Entwicklung und der Schutz der Artenvielfalt und der Insektenwelt beeinträchtigt werden. Also, sollte man diese Flächen nicht besser unberührt lassen? Oder wäre es nicht auch besser, wenn diese Flächen erst so spät wie möglich in der Jahreszeit und dann ganz wenig gemulcht würden, wie es einige diesbezüglich erfahrene Experten anraten? Mit diesem Schreiben möchte ich Sie dringend um sofortiges Handeln – in diesem Sommer – und nicht erst im nächsten Jahr bzw. in einigen Jahren bitten.
Das dies möglich ist, beweisen die Vorgehensweisen im Bereich einiger anderer Bauämter in Oberbayern, wo zwar die Maßnahmen an den Bundesstraßen zunächst in bisheriger Art und Weise fortgeführt werden, aber an den übrigen Straßen  das Straßenbegleitgrün sehr weitestgehend geschont wird.
Ich hoffe auf Ihr Verständnis für die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger um den Erhalt der Artenvielfalt, der Lebensräume der Insekten und der Biodiversität und damit unser aller Gesundheit.
 
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Breil

Update vom 24.06.2021

Ein Beitrag aus dem Weilheimer Tagblatt.